14. September 2020

Nikola:
Hindenburg Research bezeichnet Geschäftsmodell als Betrug

Die Aktie der Nikola ist in den Fokus eines US-Analysehauses namens Hindenburg Research geraten. In einer mehrseitigen Studie wirft der Leerverkäufer (Shortseller) dem US-Unternehmen vor, dass sein Geschäftsmodell auf Betrug und Lüge beruhe. Ich zitiere: Wir (Hindenburg Research) haben noch nie ein solches Maß an Täuschung in einem öffentlichen Unternehmen erlebt. Die Studie behauptet, dass Nikola-Gründer Trevor Milton die Produktionsfortschritte im eigenen Unternehmen in der Außendarstellung aufgebläht und übertrieben habe. Nach Veröffentlichung der Studie geriet die Aktie der Nikola spürbar unter Verkaufsdruck.

Zur Info: Was ist ein Shortseller? Shortseller oder Leerverkäufer sind in der Praxis professionelle Marktteilnehmer, die auf sinkende Aktienkurse setzen. Zu diesem Zweck veröffentlichen sie kritische Studien zu einem Unternehmen und werfen den angegriffenen Unternehmen darin Betrug, Übertreibung der eigenen Erfolge u. ä. vor. Kommt es schließlich zum gewünschten Kursrückgang, profitiert der Shortseller davon je nach Umfang der Kursbewegung ganz erheblich. Diese Marktteilnehmer verfolgen also eigene Interessen. Ihre Analysen können also nicht als objektiv gelten. Gleichwohl muss nicht jeder in einer Shortseller-Studie erhobene Vorwurf völlig substanzlos sein.

Die Nikola-Studie halte ich in ihren Aussagen für überzeichnet und reißerisch. Entsprechend äußerte sich auch bereits der deutsche Nikola-Zulieferer Robert Bosch GmbH, den Hindenburg quasi als Zeuge in eigener Sache angeführt hatte. Bosch erklärte, die angeführten Aussagen eines Bosch-Mitarbeiters seien bewusst aus dem Kontext gerissen worden und daher unrichtig.

Zuvor hatte Nikola eine weitreichende Kooperation mit dem US-Autobauer General Motors (GM) vereinbart. Danach wird GM das Startup Nikola mit seiner langjährigen Erfahrung, seiner Logistik und seinen Produktionskapazitäten unterstützen. So wird man unter anderem den Nikola Badger produzieren. Daneben wird Nikola auch Batterie- und Brennstoffzellen-Systeme von dem US-Autobauer beziehen. Zunächst liegt das Auftragsvolumen im Rahmen der Kooperation bei rund 2 Milliarden US-Dollar.

Fazit: Schon der äußere Anschein spricht dafür, dass die Hindenburg-Studie weitestgehend unsachlich und unzutreffend ist. Es ist unwahrscheinlich, dass sich Branchengrößen wie Bosch, GM oder auch die Italiener von Iveco derart haben täuschen lassen. Gleichwohl wird den Markt diese Studie in den kommenden Tagen sicherlich noch beschäftigen, sodass ich nicht an eine schnelle Erholung der Aktie glaube.

Ganz unvorbereitet trifft uns der letzte Rücksetzer der Nikola-Aktie nicht. Bereits in meiner Empfehlung hatte ich darauf hingewiesen, dass die junge Aktie zu Schwankungen neigt. Deshalb hatte ich Ihnen empfohlen, den Titel in zwei oder gar drei Tranchen zu erwerben, um auf diese Weise einen besseren durchschnittlichen Einstiegskurs zu finden. Derzeit plane ich, die zweite Aktien-Tranche spätestens im Oktober zu erwerben. Dann sollte auch die Wirkung der Hindenburg-Studie auf den Aktienkurs nachlassen. Kurzfristig empfehle ich die Aktie nicht mehr zum Kauf.

Empfehlung: halten