21. September 2020

Nikola-Gründer Trevor Milton tritt zurück – Aktie sackt ab

Heute Morgen ist der Gründer des Lkw-Bauers Nikola Trevor Milton von seinem Posten als Vorsitzender des Verwaltungsrates mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Noch sind die Informationen, die uns aus den USA erreichen eher dünn und lassen noch keine abschließende Bewertung des Vorgangs zu.

Milton übernimmt damit die Verantwortung für die zuletzt kritisierte Außendarstellung des Unternehmens. So hatte kürzlich der Shortseller Hindenburg Research aufgedeckt, dass ein Video des Unternehmens frisiert worden ist. Offenbar hatten Mitarbeiter des US-Unternehmens einen Sattelschlepper des Typs Nikola One auf einen Hügel schleppen lassen und das Fahrzeug anschließend den Berg herunterrollen lassen. Dabei hat das Video den Eindruck erweckt, dass sich der Sattelschlepper aus eigener Kraft, also mit einem eigenen Antrieb, fortbewegt hat. Hier finden Sie das umstrittene Video.

Im Nikola-Verwaltungsrat übernimmt nun der ehemalige General Motors-Manager Stephen Girsky das Zepter und dürfte nun zunächst mit Aufräumarbeiten im Unternehmen befasst sein. Daneben muss er das angeschlagene Vertrauen in das Geschäftsmodell der Nikola wiederherstellen. Girsky ist ein Veteran der US-Autobranche und war bis 2014 in führender Position bei General Motors tätig.

Derzeit gehe ich unverändert davon aus, dass das Geschäftsmodell der Nikola substanziell belastbar ist, auch wenn das Unternehmen den bisher erzielten technischen Fortschritt übertrieben haben mag. Vor diesem Hintergrund ist auch jüngst die GM-Chefin Mary Barra dem Lkw-Bauer beigesprungen. Angesprochen auf die Hindenburg-Studie sagte die Top-Managerin: „Wir haben schon mit vielen verschiedenen Partnern gearbeitet, und wir haben ein sehr fähiges Team, das die angemessene Due Dilligence (Unternehmensprüfung) durchgeführt hat.“

Ähnlich äußerten sich zuletzt auch die Nikola-Zulieferer Bosch aus Deutschland sowie Nel aus Norwegen. Gleichwohl bin ich mir völlig bewusst, dass es derzeit ein großes Interesse in der Branche gibt, Nikola zu stützen. Kein anderes Unternehmen der Welt verkörpert derart die Hoffnungen, die die Branche und auch die Investoren in die Wasserstoff-Technologie setzen. Diese Hoffnungen können natürlich das Urteilsvermögen der handelnden Personen bei GM oder auch Bosch trüben.  

Die Aktie der Nikola stand bereits im frühen Handel in Deutschland unter massivem Abgabedruck.  Ich erwarte, dass der US-Handel diese Tendenz heute Nachmittag bestätigen wird. Dennoch bleiben wir zunächst investiert. In den kommenden Tagen werde ich Sie zeitnah und taggleich über die weiteren Entwicklungen im Unternehmen informieren. Sobald ich über belastbare Informationen verfüge, werde ich entscheiden, ob wir das Projekt Nikola abbrechen müssen oder die zweite Kauftranche aktivieren werden.  

Empfehlung: halten