13. Juli 2020

Irres Preisziel: Analysten sehen Ölpreis mittelfristig bei 150 US-Dollar

Bekanntlich wurde die Ölbranche massiv von der Corona-Krise getroffen, nachdem die Nachfrage teils historisch eingebrochen ist. Vor allem in den USA kämpfen viele mittelständische Fracker um ihre Existenz. Aber auch die großen Multis schnallen nun den Gürtel enger und fahren ihre Investitionen in neue Projekte bzw. in die Ertüchtigung bestehender Öl- und Gasfeldern massiv zurück.

So wird der US-Gigant Exxon Mobil im laufenden Jahr seine Investitionen um 10 Milliarden US-Dollar kürzen. BP legt noch eine Schippe oben drauf und wird 12 Milliarden US-Dollar oder 25 % der bisherigen Investitionen einsparen. Weltweit sollen 2020 die Ausgaben in der Branche um rund 328 Milliarden US-Dollar gekürzt werden.

Nicht wenige Analysten sind der Meinung, dass genau diese massiven Kürzungen in absehbarer Zeit einen neuen Ölpreisschub auslösen werden. So werden momentan auf Sicht von 2 Jahren bereits Kursziele für US-Öl (WTI) von 100 US-Dollar ausgereicht. Einige Öl-Optimisten erwarten bis 2025 sogar Preise von rund 150 US-Dollar. Zum Vergleich: US-Öl kostete 2007 einmalig 148 US-Dollar je Barrel.

Auch eine Verdrängung des Öls vom Markt durch erneuerbare Energien sehen die Analysten derzeit nicht. Lediglich für Europa rechnet man mit spürbaren Verdrängungseffekten etwa durch Wasserstoff. Außerhalb des Kontinents sind die Bestrebungen zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen allerdings begrenzt.

Die aufgerufenen Preisziele für Öl mögen im Detail übertrieben anmuten. Im Kern freilich teile ich die Einschätzung. Auch in der Vergangenheit waren übertriebene Förderkürzungen immer der Auslöser einer neuen Öl-Hausse. Richtig ist dabei auch, dass die bisherigen Konsensprognosen für das laufende Jahr von rund 37 US-Dollar pro WTI-Barrel jetzt schon übertroffen worden sind. Derzeit kostet der flüssige Rohstoff rund 40 US-Dollar.

Die Kursentwicklung unseres Öl-Investments Royal Dutch hat uns bislang keine Freude bereitet. Gleichwohl plane ich zunächst keinen Verkauf der Position. Auch im Hinblick auf den neuen Optimismus in der Analystenzunft rate ich Ihnen, unverändert an der Aktie festzuhalten. Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Empfehlung: halten