15. Juni 2020

Zur Rose schafft Marktdurchbruch dank Corona-Virus – Das E-Rezept kommt

Der Apothekendienstleister Zur Rose hat im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal seine Kundenbasis um 10 % ausgeweitet, wie der Vorstandsvorsitzende Oberhänsli jüngst gegenüber der namhaften Börsenzeitung Finanz und Wirtschaft erklärte. Dabei dürfen wir getrost davon ausgehen, dass Zur Rose auch im April überdurchschnittlich erfolgreich in der Neukundengewinnung war. Schließlich erreichte die Pandemie erst in diesem Monat ihren Höhepunkt in den Kernmärkten des Unternehmens (Schweiz und Deutschland).

Durch die Blume lässt der Top-Manager durchblicken, dass die Corona-Krise dem Geschäftsmodell des Medikamentenversenders wohl den Durchbruch im Markt beschert hat. Man geht davon aus, dass die jüngst gewonnenen Neukunden dauerhaft gebunden werden können. Daneben wird das Unternehmen als Marktführer wesentlich von der bevorstehenden Einführung des elektronischen Rezeptes in Deutschland profitieren. Wie ist hier der Stand der Entwicklung?

Mittlerweile ist der Mehrheit der niedergelassenen Praxen an die Telematikplattform des E-Rezeptes angebunden. Bis Ende September sollen praktisch alle rund 19.000 Apotheken hierzulande in das System eingebunden sein. Derzeit wird das E-Rezept bereits in lokalen Pilotprojekten etwa in Hamburg oder Tuttlingen (Baden-Württemberg) erprobt. Dabei hält sich der Zuspruch der Patienten offenbar noch in Grenzen.

Ich erwarte dennoch, dass sich das E-Rezept hierzulande zunächst bei jüngeren und internet-affinen Patienten rasch durchsetzen wird. Dabei wird das ausgestellte Rezept in einen QR-Code umgewandelt und dem Patienten z.B. auf das Smartphone geschickt. Diesen Code leitet der Patient dann an die Online-Apotheke weiter oder sucht eine niedergelassene Apotheke auf, wo man den Code ausliest. Alternativ kann der Rezeptcode auch per E-Mail an den Patienten geleitet werden. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass das digitale Geschäftsmodell der Zur Rose bzw. seiner Deutschland-Tochter DocMorris wie für das E-Rezept gemacht ist.   

Ein kurzer Einwurf als Patientenschützer: Selbstverständlich wird das konventionelle Rezept weiterhin ausgestellt. Niemand wird hier zur Digitalisierung gezwungen. Langfristig gehe ich aber davon aus, dass das konventionelle Papierrezept aussterben wird. Insgesamt erwarten Marktbeobachter, dass sich der Medikamentenhandel in Europa in den nächsten Jahren sehr weitgehend digitalisieren wird. Börsianer bezeichnen diesen Trend, der weit über den Apothekenmarkt hinausgeht, auch als eHealth.

Das Oberhänsli-Interview bescherte dem Kurs der Aktie nochmals einen mächtigen Schub. Unter dem Strich kam die Aktie auf Wochensicht rund 20 % voran und hat damit als erster NextGeneration-Titel seinen Kurs seit der Erstempfehlung (Januar 2020) verdoppelt.

Ich nehme die Aktie nach dem kurzfristigen Kursanstieg wieder auf Halten zurück. Setzt der Titel nochmals zurück, werde ich wieder auf die Käuferseite wechseln.

Aktie bildet Fahnenstange aus

Empfehlung: halten