18. November 2020

Zur Rose: Greift Amazon in den europäischen Apothekenmarkt ein?

Gestern wurde bekannt, dass Amazon nun in den US-Apothekenmarkt eindringen wird. Bereits 2018 hatte der Internetgigant die Online-Apotheke PillPack übernommen und sich auf diese Weise die Zulassung zum Medikamentenverkauf in 49 US-Bundesstaaten gesichert. Derzeit wiegt der US-Markt für verschreibungspflichtige Präparate rund 340 Milliarden USD.

Investoren treibt nun die Sorge um, dass das US-Unternehmen nächstens auch in den europäischen Apothekenmarkt expandieren wird. Dabei würde Amazon von seiner reichweitenstarken Online-Plattform sowie einer gut ausgebauten eigenen Logistik profitieren.

Gleichwohl sehe ich die europäischen Player wie Zur Rose oder Shop Apotheke kurzfristig und auch mittelfristig nicht bedroht. Der europäische Gesundheitsmarkt ist ungeachtet des EU-Rahmens immer noch fragmentiert und von nationaler Regulierung gekennzeichnet. Das ist nicht das bevorzugte Betätigungsfeld von US-Großunternehmen wie Amazon. Diese suchen einheitliche und wenig regulierte Großmärkte, in denen ein standardisiertes und automatisiertes Geschäftsmodelle seine volle Feuerkraft entwickelt.

Europa hingegen muss quasi von Hand erobert werden. Hier darf man sich dann mit den gesetzlichen Bestimmungen in „Kleinmärkten“ wie Dänemark, Portugal oder den Niederlanden befassen. Das macht keinen Spaß und ist für ein Unternehmen wie Amazon kaum einträglich. Hier sind mittelständische Unternehmen wie Zur Rose und Shop Apotheke erst einmal im Vorteil.

Generell sehe ich die europäischen Player nicht wehrlos. So wird in beiden Unternehmen schon seit einigen Monaten – zumindest unverbindlich – über eine Fusion nachgedacht. Ein denkbarer Markteintritt der Amazon kann entsprechende Planungen in den jeweiligen Unternehmenszentralen beschleunigen. Das alternative Szenario: Amazon torpediert die deutsch-schweizerische Allianz und krallt sich einen der beiden Online-Apotheken. Wie bereits eingangs erläutert ist Amazon diesen Weg in den USA gegangen. Hier hat man mit PillPack einen Spezialisten mit uns Boot genommen, der die geforderte Expertise sowie die notwendigen Zulassungen mitgebracht hat.

Nach Abwägung aller derzeit bekannten Fakten halte ich an der Kaufempfehlung für die Aktie der Zur Rose fest. Selbstverständlich werde ich die Entwicklung in den USA sowie in Europa für uns genau beobachten.    

Empfehlung: kaufen bis 245,00 CHF

Börsenplatz: Zürich